36
sehen Caesar) autokratisek aus, doch hat er unlängst seinem Lande eine
konstitutionelle Verfassung gegeben.
Siedlungen. 1. In Südrußland bildet die Küste des Pontus (d. i. des Schwarzen
Meeres) eine Reihe'von Limanen, d. i. haffartigen Meeresbuchten, unter denen das
flache Asowsche Meer das größte ist. Es schneidet die Krim oder Taurische Halbinsel
fast ganz vom Festlande ab. (Fig. 14.) Auf der milden Südseite des Jailagebirges
ist die der Riviera ähnliche Umgegend von Livadia der Lieblingssitz der russischen
Großen; nördlich des Gebirges Hegt der stark befestigte Kriegshafen Sewastopol (óp).
Den Haupthafen am Schwarzen Meere, zugleich den bedeutendsten des Staates,
hat Odessa (é); es verfrachtet den Überschuß an Getreide, besonders an^Weizen,
den das Gebiet der „Schwarzen Erde" und der Steppen liefert. Bessarabien, die
Grenzprovinz gegen Rumänien, erzeugt Wein und Obst, das in Kischinew
Fig. 14. Krim.
(Nach „Bilder aus Rußland". Verlag von F. E. Wachsmuth in Leipzig.)
(sprich: kischinjóff) verhandelt wird. Nördlich schließen sich die Landschaften
Podolien (61) und Wolynien (y) bis zu den Rokitnosümpfen an, die man jetzt zu
entwässern beginnt.
2. Zwischen Dnjepr und Don breitet sich die Steppe aus. Hier hausen die
Kosaken mit ihren Kamelherden. Als Meßplatz für Pferde- und Wollhandel hat
sich Charkow (sprich: kárkoff) entwickelt, zugleich eine nicht unbedeutende
U ni versitätstadt.
Zum Gebiete von Kleinrußland gehört auch die Ukraine(á) (d.i. an der
Grenze). Die älteste Stadt des Gebietes ist Kiew (sprich: kijeff), wo schon um
das Jahr 1000 ein christlicher Staat begründet wurde. (Fig. 15.) Es liegt da, wo
eine Straße südlich der Sümpfe den Dnjepr überschreitet, und hat ein altes
Höhlenkloster, ein Nationalheiligtum der Russen. Es ist der Mittelpunkt der
Zuckerindustrie, treibt Handel und Großgewerbe und besitzt eine Universität.
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
von Hunderten ver-
goldeter Turmkup-
peln überragte Mos-
kau. Es ist eine
echt russische Stadt,
deren Häuser großen-
teils aus Holz gebaut
sind, aber die Krö-
nungstadt der Zaren,
deren Palast, der
Kreml, eine Festung
innerhalb der Stadt
bildet, zugleich Sitz
einer Universität und
die erste Fabrik- und
Handelsstadt des
Reiches, besonders
fiirwoll- und Baum-
wollweberei. Südlich
davon liegt ein großer
Industriebezirk, des-
sen Mittelpunkt Tula
durch seine Waffen-
fabriken und seine
Silberwaren Bedeu-
tung hat.
Der N. des Groß-
russischen Gebietes
gehört zum Arkti-
schen Tieflande.
Große Sumpf- und
Seegebiete breiten
sich bis an den Bos-
nischen Meerbusen
aus und werden nur
von wenigen Straßen
durchzogen. Der
Handel beschränkt
sich auf die Erzeug-
nisse der Jagd und
des Fischfanges. Der
Hafenplatz Arch-
angelsk (á, d. i. Stadt
des Erzengels) am
Weißen Meere, im
Delta der Dwina, hat
deshalb wenig Be-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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39
deutung, führt aber Holz aus und ist jetzt durch eine Eisenbahn mit dem
Binnenlande verbunden. Hier im N. schweifen die Samojeden (d. i. Tundra-
bewohner) vom Weißen Meere bis nach Sibirien. (Fig. 16.)
5. Das früher schwedische und darum in allgemeiner Bildung hoch-
stehende Großfürstentum Finnland (= Sumpfland) ist erfüllt mit Seen, zwischen
denen sich Granitfelsen und Wälder finden, die teilweise ein prächtiges Land-
schaftsbild darstellen. Es ist großenteils unbrauchbar für den Ackerbau und
deshalb wenig besiedelt. Die Hauptstadt Helsingfors (ó) ist ein Hafenplatz an der
von zahlreichen Felsinseln (Schären) umschwärmten Küste des Finnischen
Meerbusens.
6. Westrußland ist im allgemeinen das zur Ostsee abwässernde Gebiet. Hier
erstreckte sich früher zwischen Rußland und Deutschland das Königreich Polen;
es wurde zur Zeit der Kaiserin Katharina Ii. im 18. Jahrhundert zwischen
Österreich, Preußen und Rußland geteilt und hat seine Selbständigkeit trotz
Fig. 17. St. Petersburg.
(Nach einer Photographie der Photoglob Co., Zürich.)
wiederholter Versuche nicht wieder erlangt. Die Hauptstadt des russischen Polen
ist Warschau, ein Brückenplatz der Weichsel und deshalb stark befestigt, die
erste Handelsstadt des Gebietes. Südwestlich davon hat sich infolge der von
Schlesien herüberreichenden Kohlenlager eine bedeutende, hauptsächlich durch
Deutsche geschaffene Industrie entwickelt, die ihren Mittelpunkt in dem durch
Weberei bedeutenden Lodz (sprich: ludsch) hat.
7. An Polen schließen sich die Ostseeprovinzen oder Baltischen Provinzen an.
Sie sind von Deutschen schon seit der Zeit des Deutschen Ritterordens kolo-
nisiert worden und Deutsche bewohnen deshalb auch die Städte als Gelehrte,
Kaufleute und Gewerbetreibende, während die Eingeborenen, die Esten, Litauer
und Letten, auf dem Lande wohnen oder in den Städten die untere Bevölkerungs-
schicht bilden. Die Provinzen Litauen, Kurland, Livland, Estland und Ingerman-
land (mán) reihen sich von S. nach N. aneinander; im S. herrscht Ackerbau vor,
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35
eine Kornkammer für einen großen Teil Europas. Es erzeugt viel Weizen und
neuerdings viel Zuckerrüben. Auch für Flachs ist Rußland das wichtigste Land
Europas. Der Ertrag der Landwirtschaft wird beschränkt durch häufig eintretende
Dürre im Sommer, durch die nicht seltene Plage der Heuschrecken und durch
den Umstand, daß das Gemeindeland, der sogenannte Mir, alljährlich neu unter
die Bauern verteilt wird.
Da etwa 80% des Bodens produktiv und etwa 40% Äckern und Wiesen
angebaut sind, war Rußland lange Zeit das erste Getreideland der Erde und steht
jetzt nur mit der Union in Wettbewerb. Der S. erzeugt neben Weizen auch
Tabak und Baumwolle sowie auf der Halbinsel Krim Südfrüchte und Wein. Das
mittlere Gebiet ist, soweit es nicht waldbedeckt ist, reich mit Roggen, Hafer und
Kartoffeln bebaut. Im Nw. wiegen Industriepflanzen, Hanf und Zuckerrüben vor.
Das Land ist auch reich an Tieren. Von wilden Tieren leben hier noch der Bär
und der Wolf, und im N. kommen viele Pelztiere vor, besonders Marderarten.
Als Weidetier ist im Steppengebiet das Kamel und das Fettschwanzschaf,
im N. das Renntier weit verbreitet. An Pferden ist Rußland reicher als
ein anderes Land Europas, wichtig ist es auch durch seine Schafzucht und
Wollerzeugung.
Rechnet man dazu, daß Rußland fast unerschöpfliche Bodenschätze hat,
besonders Eisen, Mangan- und Kupfererze, Platin, Gold und Edelsteine, daß es
mehrere Kohlenbecken und im So. riesige Erdölquellen besitzt, so ergibt sich die
große^ Bedeutung des Landes für die Industrie, sobald die Verkehrswege und der
Betrieb gebessert sein werden.
Das Netz der Landstraßen ist nur im W. ausgebildet, während im übrigen
nur die Hauptstadt mit den wichtigeren Außenplätzen verbunden ist. Die Schiff-
fahrtswege haben eine größere Länge als die Eisenbahnen, aber schon auf der
Newa dauert die Eissperre 145 Tage, in Archangelsk länger als ein halbes Jahr.
Leicht ist der Verkehr im Winter, wenn die Schneedecke nach allen Richtungen
das Fortkommen ermöglicht.
8. Bevölkerung. Die Bevölkerung besteht zu drei Vierteln aus Slawen, die
der orthodoxen Kirche angehören. Den größeren Teil bilden die zu Handel und
Handwerk geneigten Großrussen oder Bartrussen. Geringer an Zahl sind die im S.
wohnenden Kleinrussen, die mehr Vorliebe für die Viehzucht haben. Dort auf
den Steppen lebt auch der Reiterstamm der Kosaken. Das Weichselgebiet haben
die Polen inne, die sich meist zum römisch-katholischen Glauben bekennen.
Litauer und Letten schließen sich im baltischen Gebiete an sie an, dann folgen
nordwärts Esten und Finnen; zu den letzteren gehören die im N. schweifenden
Samojeden (jê), die von Renntierzucht leben. Mongolische Völker wohnen in den
südöstlichen Grenzgebieten, darunter die Baschkiren und die Tataren. Als
Händler sind im ganzen Lande, besonders in Polen, die Juden verstreut. Deutsche
sind sehr zahlreich (zusammen l1/^ Millionen) als Kaufleute und Gewerbetreibende
angesiedelt, bilden aber an der Wolga und in Südrußland auch große Ackerbau-
kolonien. Das bunte, nach Sprache und Abstammung gemischte Volk zeigt auch
nach dem Bekenntnisse ein vielfarbiges Bild, denn zu den drei christlichen Kon-
fessionen kommen etwa vier Millionen Juden, drei Millionen Mohammedaner
und zahlreiche Heiden.
Die Regierung übt der Kaiser oder Zar (beide Worte kommen vom lateini-
3*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europas Europas Archangelsk Mongolische Polen Wolga Südrußland
37
3. Im So. gellt die Steppe in die Kaspische Senke über. Hier hat sich auf einer
Insel im Wolgadelta die Stadt Astrachan (Á) dadurch zu einem wichtigen Hafen-
platz aufgeschwungen, daß sie mit der persischen Südküste des Kaspischen
Meeres Handel treibt und die Erzeugnisse des Fischfanges, besonders Störfleisch,
Hausenblase und Kaviar, verarbeitet und ausführt.
An der unteren Wolga schweifen Kalmüken und Kirgisen. Weiter aufwärts
finden wir viel Tabak- und Getreidebau, und zwischen den Städten Saratow
(sprich: szarâtoff) und Samara (szamâra) eine große Zahl von deutschen Kolo-
nistendörfern, das unter Kaiserin Katharina Ii. angelegte ,,Neurußland". Samara
ist ein wichtiger Knotenpunkt an der Sibirischen und Turkestanischen Bahn
Fig. 15. Kiew.
(Nach einer Photographie der Photoglob Co., Zürich.)
und ebenso hat das an Moscheen reiche Kasan (ân) bedeutenden Handel mit
Asien, da es dort liegt, wo die nach Perm und Jekaterinburg (ú) in den Industrie-
bezirk des erzreichen Ural führende Bucht die Wolga verläßt. ^ ;]
4. Das Großrussische Gebiet ist immer noch der Kern des Landes, wie es
der älteste Teil des alten Moskowiterreiches und der Sitz der Altrussen ist, denen
die westeuropäische Kultur verhaßt ist. Der Sammelplatz der asiatischen Völker
und Waren ist im Sommer zur Zeit der großen Messen Nischnij-Nowgorod
(níschni-nówgorod, d. i. Neustadt); weit aus Sibirien und aus Innerasien bringen
halbwilde Kaufleute hierher ihre Tausch waren; ein Zusammenfluß von Asiaten
findet statt, der ebenso wie die Völkeransammlung in Mekka auch für die Ver-
breitung ansteckender Krankheiten, besonders der Cholera, sehr in Betracht kommt.
Der Mittelpunkt des Russentums ist die alte Hauptstadt des Landes, das
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
32
hat. Eine Hauptstraße verläuft am Rande der Gebirgsschwelle und hat Verkehrs-
mittelpunkte gewöhnlich da entstehen lassen, wo die Straße einen Fluß über-
schreitet. Eine zweite Hauptstraße zieht sich durch die Niederung zwischen
dem südlichen und nördlichen Landrücken des ostelbischen Teiles. Die nord-
südlich verlaufenden Straßen nehmen ihren Ausgangspunkt an den Pässen des
Mittelgebirges und zielen auf die Mündung der großen Flüsse. Außerdem sind
andere Verkehrsmittelpunkte nur an wenig Stellen entstanden, da das Tiefland
verhältnismäßig arm an Bodenschätzen ist und der Ackerbau überwiegt.
I. Staatliche Gliederung. Staatlich gehört der größte Teil der Norddeutschen
Tiefebene zu Deutschland.
I. Preußische Provinzen.
1. An der Oder erstreckt sich zu beiden Seiten die preußische Provinz Schle-
sien. Der an der oberen Oder gelegene Teil gehört zum Regierungsbezirke Oppeln,
das mittlere Stück zum Regierungsbezirke Breslau. Breslau, die Hauptstadt der
Provinz, liegt in fruchtbarer Gegend an der Stelle der Oder, wo diese von einer
ostwestlichen Straße und von der Verbindungstraße zwischen Böhmen und Polen
getroffen wird. Sie ist eine große Handels- und Industriestadt sowie der Sitz
einer Universität und einer technischen Hochschule.
Zum Regierungsbezirke Liegnitz gehört die Niederlausitz mit hochentwickelter
Tuchweberei. An der Oder liegt die Berlin schützende Festung Glogau.
2. Sehr mit Polen durchsetzt ist die preußische Provinz Posen, im allgemeinen
ein Tiefland zwischen den beiden Höhenrücken und mit Seen und Brüchern erfüllt.
Die Hauptstadt Posen an der Warthe ist der Stützpunkt des Deutschtums
in unseren Ostmarken in literarischer und geistiger Beziehung und Sitz einer Aka-
demie. Die Hauptstadt des nordöstlichen Regierungsbezirkes von Posen ist Brom-
berg am Bromberger Kanal, durch den die Weichsel mit der Netze verbunden ist.
3. Der No. wird von den beiden Provinzen Ost- und Westpreußen ein-
genommen. Die Hauptstadt von Ostpreußen ist die preußische Krönungstadt
Königsberg, Sitz einer Universität, zugleich eine wichtige Festung zum Schutze
gegen Einfälle von der russischen Grenze her. Zum Regierungsbezirke Gumbinnen
gehört Tilsit, an dem in das Kurische Haff mit einem großen Delta mündenden
Memelflusse, während die Stadt Memel der Spitze der Kurischen Nehrung gegen-
überliegt. Der Regierungsbezirk Alienstein im S. hat großen Anteil an den aus-
gedehnten Waldflächen und den Masurischen Seen. In Ostpreußen liegt auch das
Hauptlandgestüt Trakehnen. Dadurch, daß die Bahn von Frankreich nach Ruß-
land die Provinz durchschneidet, erhalten einige kleinere Ortschaften, z. B. der
Grenzplatz Eydtkuhnen, eine erhöhte Bedeutung.
4. Die Provinz Westpreußen lagert sich um die fruchtbare Weichselniederung.
Im Regierungsbezirke Marienwerder (spr. wérder) liegt die wichtige Grenzfestung
Thorn (spr. torn). Die Hauptstadt der Provinz, die altertümliche Stadt Danzig,
liegt an einer Weichselmündung und ist ein bedeutender Hafenplatz ; neuerdings
erhielt sie auch eine technische Hochschule. Die Danziger Bucht hat eine Reihe
schöner Badeorte. An dem östlichen Mündungsarme der Weichsel, der Nogat,
liegt die alte deutsche Ordensfeste Marienburg und in der Nähe des Frischen
Haffs das durch seine Werften bekannte Elbing.
5. Der nach W. folgende Küstenstrich gehört zu der Provinz Pommern. Ihr
östlicher Teil wird von Küstenflüssen durchströmt; er ist nicht sehr fruchtbar.
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TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oppeln Breslau Breslau Polen Liegnitz Niederlausitz Berlin Posen Königsberg Tilsit Frankreich Grenzplatz_Eydtkuhnen Marienwerder Thorn Danzig Marienburg Elbing Pommern
Rußland.
101
ist reich au Wäldern, die von Wiesen und Feldern unterbrochen werden.
Weiter im Süden beginnt die waldarme Steppe. Der Boden ist viel- Boden-
fach von einer fruchtbaren Erde bedeckt, die einen ergiebigen Getreidebau Nutzung,
gestattet. Unermeßliche Weizenfelder dehnen sich hier aus. Das Klima
trägt durchaus kontinentalen Charakter mit eisigkalten Wintern und heißen
Sommern. Der Niederschlag fällt hauptsächlich im Frühsommer. Nach der
asiatischen Grenze vermindert sich aber der Regen erheblich, fodaß das Land
zur öden Salz- und Sandsteppe geworden ist. Erst am Gestade des schwarzen
Meeres ändert sich wieder das Landschaftsbild. Dort gedeihen unter dem
milden Klima bereits südeuropäische Gewächse wie Lorbeer und Olive.
Neben Ackerbau und Viehzucht bildet der Handel eine wichtige Er- Handel,
werbsqnelle. Namentlich hat Rußland mit dein benachbarten Asien einen
bedeutenden Warenumtausch. Die Industrie ist noch nicht recht zur Ent-
Wicklung gekommen, obwohl der Boden an Mineralschätzen nicht arm ist.
Im Süden sind mächtige Kohlenlager gefunden worden.
Weite Flächen des Reiches können der Unfruchtbarkeit des Bodens § 148.
wie der Unwirtlichkeit des Klimas wegen kaum bewohnt werden. Darum Be-
zählt das riesige Land von über 5 Millionen qkm Größe nur 100 Millionen u'0l'"C1,
Einwohner. Sie setzen sich aus Völkern der mittelländischen und der mon-
golifchen Rasse zusammen. Zur ersteren gehören die slavischen Russen und
Polen, zur letzteren unter anderen die Finnen, Lappen und die türkischen
Tataren. Diese sind Mohammedaner; in Polen herrscht dagegen die römisch-
katholische, in den Ländern an der Ostsee die lutherische, im größten
Teil des Reiches aber die griechische Kirche.
Das Reich erhielt bereits am Ende des vorigen Jahrhunderts seine
heutige Ausdehnung. Es bildet eine unumschränkte Monarchie. Der
Herrscher führt deu Titel „Zar".
Der natürliche Mittelpunkt Rußlands ist die alte Hauptstadt Mos-§149.
kau, bedeutend durch Handel und Industrie. An Größe wird sie über- 5ic&S
troffen von der heutigen Hauptstadt St. Petersburg an der Newa,
deren Blüte in dem Verkehr mit dem westlichen Europa begründet ist.
An der Ostsee finden wir außer St. Petersburg noch Riga und
Helsiugfors, die Hauptstadt des Großfürstentums Finnland. Am Eis-
meer erstand ein Hafen in Archangelsk. Am schwarzen Meer liegen
der Handelsplatz Odessa und der Kriegshafen Nikolajew, am kaspischen
See im Wolgadelta Astrachan.
Im Innern sind wichtige Handelsstädte Nischni-Nowgorod und
.Vt asait an der Wolga. Der Hauptmarkt für Getreide in Süd-Rnßland
ist Kischinew (kischinef). Auch Kiew am Dnjepr ist ein bedeutender
Handelsplatz. Im westlichen Rußland liegt Warschau, die Hauptstadt
von Russisch-Poleu, wichtig als Brückenort an der Weichsel.
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Ostsee Petersburg Europa Riga Finnland Archangelsk Odessa kaspischen
See Wolgadelta_Astrachan Nischni-Nowgorod Süd-Rnßland Kiew Warschau
102
Europa.
*55r" Seit dem 16. Jahrhundert dehnte dns russische Reich sich auch über
Besit,. die Grenzen Europas nach Osten aus und erwarb in kurzer Zeit das ganze
nördliche Asien. Heute ist es mit dem asiatischen Besitz der größte zu-
sammenhängende Staat der Erde. Es begreift 22x/2 Millionen gkm, ans
denen 122 Millionen Menschen leben.
Flächeninhalt Einwohner Hauptstadt Einwohner in Taus. ;
Kaiserreich Rußland...... Europäisches Rußland mit Großfürsteutum Finnland. Asiatisches Rußland..... 22 500 000 5 500 000 17 000 000 122 Miss. 102 7, „ 19 „ St. Petersburg 1000 Helsingfors 70
Landschaften des europ. Rußland: Großrußlaud......... Kleinrußland ......... Westrußland......... Ostseeprovinzen......- . ■ Südrußland mit Bessarabieu . . Polen............ Kasau............ Astrachan........... Wichtige Orte Einwohner in Tausenden Moskau 822, Nischni-Nowgorod 72 Kiew 180 Wilna 110 Riga 180 Odessa 340, Kischinew 120, Nikolajew 77 Warschan 456 Kasan 134 Astrachan 95 >
Rumänien.
§150. Im Süden der transsilvanischen Alpen breitet sich längs der Donau
Natur, hjf Walachische Tiesebene ans. Sie bildet mit der Moldau im
Osten der Karpaten und der Dobrndscha zwischen Donau und schwarzem
Meere das Königreich Rumänien. In dem nach Osten geöffneten Tief-
land herrscht ein durchaus kontinentales Klima. Der Niederschlag im
Sommer fällt jedoch reichlich genug, um auf dem meist fruchtbaren Boden
einen ergiebigen Ackerbau zu gestatten. Die zahlreichen Flüsse, welche von
den Karpaten her der Donau zueilen, ermöglichen zugleich künstliche Be-
Wässerung. Sie bieten außerdem vortreffliche Straßen für den Verkehr
dar. Namentlich eröffnet die Donau dem Handel den Weg. Auf ihr
werden die Erzeugnisse des Ackerbaues und der Viehzucht schnell dem Welt-
markt zugeführt.
Die Entwicklung des Landes ist während der letzten Jahrhunderte
michtc. ^er Mißwirtschaft der Türken sehr behindert worden. Erst seit der
Befreiung 1878 erhob sich das rumänische Volk, und es erblühte hier ein
*e= gesundes Staatswesen, das seit .1881 ein selbständiges Königreich ist. In
13q Tausend qkm großen Lande wohnen jetzt 5 Millionen Menschen.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Asien Taus Finnland Westrußland Polen Astrachan Moskau Nischni-Nowgorod Kiew Wilna Riga Odessa Kischinew Nikolajew Kasan Astrachan Donau Karpaten Donau Donau
76 Europa.
Wilhelmskanal und der Finowkanal Oder mit Elbe dnrch Spree
und Havel. Auch zwischen Elbe, Weser und Rhein sind Verbindungen hergestellt.
Welt- Alle Wasserstraßen führen schließlich hinaus zum Meer, sie weisen dem
verkehr. deutschen Handel den Weg zum Weltverkehr, der über die Ozeane hinweg
die Festländer mit einander verknüpft. Freilich ist es nur eiue Flachsee,
welche Deutschlands Küsten bespült und nur au vereiuzelteu (Stellen den
großen Schiffen in seemäßigem Tiefgang das Landen gestattet. Aber diese
Stellen sind um so bedeutungsvoller geworden und haben den ganzen See-
verkehr an sich gezogen. Naturgemäß fällt die höhere Bedeutung im Handel
der Nordsee zu. In der Ostsee behindert schon das alljährliche Gefrieren
des Wassers die Schiffahrt. Gleichwohl finden wir auch an der baltischen Küste
blüheude Handelsstädte, in deren Häfen Wälder von Schiffsmasten aufrage».
Hier wird sich der Seeverkehr in Zukuuft noch mehr entfalten uuter den
Segnungen des Kaifer Wilhelm-Kau als, der Ostsee und Nordsee
zwischen der Kieler Bucht und der Elbmündung verbindet.
Neben den Wasserstraßen durchzieht auch ein vielmaschiges Eisenbahn-
netz das norddeutsche Tieflaud.
§ 50. Derartig günstige Verkehrsverhältnisse haben hier nicht immer bestanden.
Be. Noch zur Zeit des Tacitus bedeckten dichte Wälder und ausgedehnte Sümpfe
wohncr. ^en Boden. Infolge ihrer Unzugänglichkeit blieben viele Gebiete des Flach-
lands fast unberührt von den Völkerwogen, welche Europa zur Zeit der
großen Völkerwandernng von Osten her überfluteten. Nur die östlichen
Wohnsitze sind von den ursprünglich germanischen Bewohnern den vor-
drängenden Slaven eingeräumt worden. Aber der größte Teil dieser
Länder ist von den Germanen längst wieder zurückerobert, vielfach auf
friedlichem Wege, indem die slavische Bevölkerung germauisiert wurde.
Im äußerste» Osten des Reiches, in den Provinzen Schlesien, Posen
und Preußen treffen wir noch heute die slavischen Polen. Eine
polnische Sprachinsel bildet anch die sogenannte Kaschubei an der untern
Weichsel in Westpreußen. In Ostpreußen leben an der russischen Grenze
nichtgermanische Litauer. Au der Nordgmize Schleswigs wird noch
immer dänisch gesprochen. Im übrigen ist aber das ganze Tiefland
von Deutschen bewohnt. Westlich der Elbe sitzen an der Nordseeküste
feit den ältesten Zeiten die F r i e s e n und südlich davon die Niedersachsen-
Letztere sind im Laufe der Geschichte erobernd nach Osten vorgedrungen
so daß auch im ostelbischen Gebiet ihre Sprache, sowie ihre Gewohnheiten
zur Herrschaft gelangten. Im Bereiche derselben finden wir das sächsische
Bauernhaus, das mit seinem hohen Dache Wohnung und Stallung zugleich
überdeckt.
Religion. deutsche Bevölkerung gehört überwiegend der evangelischen Kirche
an; nur iu Westfalen treffen wir den Katholicismns in weiter Ber-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rhein Deutschlands Nordsee Wilhelm-Kau Kieler_Bucht Europa Schlesien Posen Polen Westpreußen Schleswigs Niedersachsen- Westfalen
152
Europa.
langen, breiten Straßen, gewährt sie ganz und gar das Bild einer Großstadt.
Zu ihrem Schutze nach der Seeseite dient die starke Festung Kronstadt.
St. Petersburg liegt in der Landschaft Jngermanland, das mit
Estland, Livland und Kurland die Ostseeprovinzen bildet. Hier hat die
nahe See das Ausblühen mehrerer Städte bedingt, so von Riga, dem
wichtigen Handelshafen an der Dünamüuduug, und von Reval, russisch
Kolywan, dem Borhafen von St. Petersburg. Die sehr starke deutsche,
meist lutherische Bevölkerung dieser Landschaften hatte bis vor kurzem ihren
geistigen Mittelpunkt tu der Universität Dorpat, das bei der jetzigen Nnssi-
ficiernng den Namen Jurjew erhalten hat.
Litancil. Südlich der Ostseeprovinzen breitet sich am Njemen das einstige
Großfürstentum Litauen aus, deffeu Hauptstadt Wilna noch heute ein
bedeutendes Gemeinwesen bildet. Es führt uns hinüber zu Russisch-
Polen. Poleu, dem Kernland des alten Slavenreiches. Inmitten des Landes an
der Weichsel liegt die Hauptstadt Warschau, wichtig als Brückenort und
darum stark befestigt, voll regeu Verkehrs und im Besitze einer Universität.
Der äußerste Südwesten Polens hat Anteil an dem großen schlesischen
Steinkohlenlager und erfreut sich daher einer lebhaften Industrie, deren
Mittelpunkt Lodz ist. Die Bevölkerung besteht hier zum großen Teil aus
Juden, die iu den Städten oft die Hälfte der Einwohner ausmachen. Zu
ly?i°°n kem einstigen Polenreiche gehörten auch die Landschaften Wolynien und
Po-' Podolieu, auf deren weiten Ebenen vorwiegend Getreidebau und Viehzucht
dolien. betrieben wird.
Klein- An diese Landschaften grenzt östlich Kleinrußland oder die
rnfiland.^£aina (ukrä-iua) an. Hier ist Kiew, vor der Mongolenherrschaft die
Hauptstadt Rußlands, und noch heute die heilige Stadt mit zahlreichen
Höhlenklöstern, an einem wichtigen Straßenübergaug über den Dnjepr ein
bedeutender Handelsplatz geworden, wird aber von dem rasch aufblühenden
Charkow, dem Knotenpunkt wichtiger Eisenbahnen, übertroffen. Beide
Städte besitzen Universitäten.
Süd- Zwischen Kleinrnßland und dem schwarzen Meer dehnt sich Süd-
rußland.rußland aus, das noch im vorigen Jahrhundert unter der Herrschaft der
Türken und Tataren stand. Es ist vorwiegend Getreideland, das im
Altertum schon die Kornkammer sür die östlichen Mittelmeerländer war,
dann aber durch die türkische und tatarische Mißwirtschaft völlig verwahr-
loste. Erst unter der russischen Regierung hat namentlich durch die Hilfe
deutscher Kolonisten der Getreidebau wieder seine alte Blüte erreicht. Der
wichtigste Ausfuhrhafen für die Erträge des Ackerbaus ist Odessa, der
einzige gute Hafen an der Nordküste des schwarzen Meeres. Auch
Nikolajew an der Münduug des Bug erfreut sich eines regen Handels.
Es ist zugleich Kriegshaseu. In dem ebenfalls fruchtbaren Bessarabien,
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